3. Juli 2024

🇩🇪   Im letzten Blog-Beitrag habe ich ja schon erwähnt, daß wir nun den Eisbergen nicht entgegen fahren können, sondern hinterher jagen müssen. Von North Sydney ging es nicht wie ursprünglich geplant nach Argentia, sondern die kurze Strecke nach Port aux Basques. Als wir pünktlich 5:55 Uhr am Gate eintreffen gleich die erste Überraschung bei der Einlasskontrolle: die Kreditkarte wird verlangt, damit tatsächlich unsere „Compensation“ gutgeschrieben werden kann und 5‘ später meldet Revolut den Geldeingang. Was für eine schöne Überraschung. 

Die Überfahrt war ruhig, sonnig – diesig, wir waren die ganze Zeit hinten draußen auf dem Sonnendeck (leider keine Wale), kamen mit zwei Einzelreisenden – Amerikaner – ins Gespräch. Luigi, Ingenieur aus Kalifornien, und Greg aus Texas, der uns wegen der Fotoausrüstung auffiel. Ersterer mehr mit dem Fahrrad unterwegs, letzterer mehr zu Fuß auf der Jagd nach Extrempunkten, die nach gründlicher Recherche festgelegt werden (z.B. östlichster Punkt vom Nordamerikanischen Festland). Er war nicht gerade glücklich, daß die Familie neuerdings darauf bestand, dass er ein Handy mit sich führt. Beiden gemeinsam, sie waren schon sehr viel in der Welt unterwegs. Das südliche Afrika war ein problemloser Einsteiger für uns.

Neufundland überrascht uns bislang jeden Tag positiv, einmal mehr zeigt sich, daß Kanada ein Top-Reiseziel ist mit ganz unterschiedlichen Regionen. Wir haben einen kurzen Abstecher nach Osten gemacht und unsere erste Nacht in NFL in Rose Blanche verbracht- der Weg dahin erinnert an das norwegische Fjell, einschließlich kleinem Trekking zu einem Wasserfall.

Weiter ging es über den westlichsten Punkt – Cape Anguille – nordwärts der Westküste entlang mit traumhaften Übernachtungsstellen (Crabbes Beach, hoch über den Klippen auf Cape St. George, Bottle Cove / Bay of Islands, Arches Prov. Park). 

Den Gros Morne NP mit seinen dicht bewaldeten Tafelbergen haben wir zunächst nur durchfahren. Wir kommen nach Labrador nochmals zum ausgiebigen Wandern und Relaxen zurück. Aber schon bei der Durchfahrt fallen massive Waldschäden auf analog dem Borkenkäfer bei uns. „Parks of Canada“ hat sich hier zum Zuschauen entschlossen bzw. nicht in das Ökosystem einzugreifen. Außerhalb wird der Schädling wohl großflächig bekämpft und massiv gespritzt mit Hilfe von Flugzeugen. Müssen uns nochmal bzgl. dem Schädling genauer informieren.

Wir waren wegen einem festsitzendem Eisberg dann direkt nach St. Anthony gefahren mit einem kleinen Abstecher nach Port au Choix (archäologische Stätte mit Funden von Grabstätten von vier verschiedenen Ureinwohnerstämmen) und dem Point Riche Lighthouse. Dort erste frei lebende Karibu gesehen (ortsständig) und bei einer kleinen Geländeeinlage (1 Stunde für 14km) auf sehr schlechter Piste als Belohnung einen ersten Elch – er sprang einfach mal eben vor dem Auto aus dem Gebüsch und trabte vor uns her (was Gabi veranlasste das Handy aus der Hand zu legen und nach der großen Kamera zu greifen – so viel Geduld hatte der Elch dann doch nicht – der „depperte Depp“ war anscheinend fotoscheu und sprang auf der anderen Straßenseite einfach wieder in die Büsche und ward nicht mehr gesehen). Diese Chance hatte der Eisberg nicht, da festsitzend, zwar wehrte er sich mit Wellen und Nebel, konnte aber nicht davontreiben und als die Sicht besser und die Wellen kleiner wurden, konnten wir ihn mit dem Boot umfahren. Für die sonst sichtbaren Wale war der Nebel Versteck genug (bei der Fahrt am nächsten Tag – ohne uns – gab es neben Buckelwalen sogar einen Riesenhai zu sehen). 

Die Icebergfinder App hat uns noch ein Ziel gegeben außerhalb der Nebelzone. Auf dem Weg nach L‘Anse aux Meadows bogen wir links ab Richtung Cape Onion, tatsächlich in der Ferne – eigentlich näher an Labrador – ein riesiger Eisberg im Sonnenlicht. Wir haben einen Abstecher zur Küste gewandert um ihn zu fotografieren, prompt taucht unter uns ein Minkwal auf – super Spot. Über Ship Cove zur Onion Cove, schöner Stellplatz mit Blick auf den riesigen Eisberg winzig am Horizont. In der Abendsonne taucht eine ganze Schule von Buckelwalen auf, sehr schön die Blase – tatsächlich Plural von Blas – im seitlichem Sonnenlicht zu sehen, durchs Fernglas sieht man dann auch die Walrücken zwischen den Wellen. In der Dämmerung tauchen dann nochmals 3 Wale quasi direkt vor uns auf. Man hört den Blas schon bevor man ihn sieht. An diese Stelle zwischen den kleinen vorgelagerten Inseln verirren sie sich selten, wie uns ein Anwohner berichtet, der noch zu uns hochgefahren ist, um dieses Naturerlebnis anzuschauen (…habe er so noch nicht gesehen). Ein perfekter Tag einmal mehr.

Der nächste Tag brachte uns eine weitere Weltkulturerbe Stätte, L‘Anse aux Meadows, die erste nachgewiesene Ansiedlung von Wikingern auf dem Nordamerikanischen Kontinent. Somit schließt sich der Kreis der von Afrika ausgehenden Migration der Menschheit. Wieder ein „living Museum“. Wir haben Spaß mit dem lebenden Museumsinventar, man darf alles anfassen und ausprobieren, wir probieren gleich den frisch gebackenen Getreidebrei-Pfannkuchen, der mit Blaubeeren gesüßt wurde. Wir fahren im Regen bis kurz vor die Fähre nach Labrador. Wir wollen versuchen, morgen mit der ersten Fähre überzusetzen.

Hier in NFL sind wir jetzt mehr „mainstreaming“ unterwegs und wie erwartet und vorhergesagt, treffen wir erste andere Europäer und deutsche Langzeitreisende. So zum Beispiel begegnen wir auf unserem Weg zur Bottle Cove Dieter und Anita aus München mit ihrem Hymermobil auf Sprinterbasis. Wir verabreden uns locker zur „Walbeobachtung“ auf der Baja California im Frühjahr 2026. Oder im Arches Prov. Park übernachten wir neben Lea, die ihren VW-Bus eigenhändig ausgebaut hat und nun solange das Geld reicht den Kontinent alleine bereisen will. Respekt!

Gesamte Reise: 5.949 km – davon NFL:  1.431 km

🇬🇧  In the last blog post I already mentioned that we can’t drive towards the icebergs, but have to chase after them. From North Sydney we didn’t go to Argentia as originally planned, but took the short route to Port aux Basques. When we arrived at the gate at 5:55 a.m. on the dot, the first surprise came at the check-in: our credit card was requested so that our „compensation“ could actually be credited and 5′ later Revolut reported that the money had been received. What a nice surprise. 

The crossing was calm, sunny – hazy, we were outside on the sun deck at the back the whole time (unfortunately no whales), got talking to two individual travelers – Americans. Luigi, an engineer from California, and Greg from Texas, who caught our eye because of his photographic equipment. The former traveled more by bike, the latter more on foot on the hunt for extreme points, which are determined after thorough research (e.g. easternmost point of the North American mainland). He was not exactly happy that the family had recently insisted that he carry a cell phone with him. What they both had in common was that they had already traveled a lot around the world. Southern Africa was an easy introduction for us.

Newfoundland has surprised us positively every day so far, proving once again that Canada is a top travel destination with very different regions. We made a short detour to the east and spent our first night in NFL in Rose Blanche – the route there is reminiscent of the Norwegian Fjell, including a short trek to a waterfall.

We continued via the westernmost point – Cape Anguille – northwards along the west coast with fantastic places to spend the night (Crabbes Beach, high above the cliffs on Cape St. George, Bottle Cove / Bay of Islands, Arches Prov. Park). 

We initially only drove through Gros Morne NP with its densely forested table mountains. We come back to Labrador for more extensive hiking and relaxing. But as we drive through, we notice massive damage to the forest, similar to the bark beetle here. „Parks of Canada“ has decided to stand by and watch and not intervene in the ecosystem. Outside, the pest is probably being combated on a large scale and heavily sprayed with the help of airplanes. We need to find out more about the pest.

Due to a stuck iceberg, we drove directly to St. Anthony with a short detour to Port au Choix (archaeological site with finds of burial sites from four different indigenous tribes) and the Point Riche Lighthouse. There we saw our first free-living caribou (local) and, as a reward, a first moose on a small off-road excursion (1 hour for 14 km) on a very bad track – it simply jumped out of the bushes in front of the car and trotted ahead of us (which prompted Gabi to put her cell phone down and reach for the big camera – The moose didn’t have that much patience after all – the „stupid idiot“ was apparently photo-shy and simply jumped back into the bushes on the other side of the road and was never seen again). The iceberg didn’t have this chance, as it was stuck, and although it fought back with waves and fog, it couldn’t drift away and when visibility improved and the waves became smaller, we were able to sail around it by boat. The fog was hiding place enough for the otherwise visible whales (on the trip the next day – without us – they even saw a basking shark as well as humpback whales). 

The Icebergfinder app gave us another destination outside the fog zone. On the way to L’Anse aux Meadows, we turned left towards Cape Onion, and sure enough, in the distance – actually closer to Labrador – there was a huge iceberg in the sunlight. We took a detour to the coast to photograph it and a minke whale promptly appeared below us – a great spot. Via Ship Cove to Onion Cove, a beautiful campsite with a view of the huge iceberg tiny on the horizon. In the evening sun, a whole school of humpback whales appears, very nice to see the bloße in the side sunlight, through binoculars you can also see the whale backs between the waves. At dusk, another 3 whales appear almost directly in front of us. You can hear the blow even before you see it. They rarely stray to this spot between the small offshore islands, as we are told by a local resident who drove up to see this natural spectacle (he had never seen it like this before). Another perfect day.

The next day brought us another World Heritage Site, L’Anse aux Meadows, the first documented settlement of Vikings on the North American continent. This brings us full circle to the migration of mankind from Africa. Another „living museum“. We have fun with the living museum inventory, you can touch and try everything, we try the freshly baked cereal porridge pancakes sweetened with blueberries. We drive in the rain until just before the ferry to Labrador. We want to try to catch the first ferry tomorrow.

Here in NFL, we are now more „mainstreaming“ and, as expected and predicted, we meet our first other Europeans and long-term German travelers. On our way to Bottle Cove, for example, we meet Dieter and Anita from Munich with their Sprinter-based Hymermobil. We casually arrange to go „whale watching“ on Baja California in spring 2026. Or we spend the night in Arches Prov. Park next to Lea, who has converted her VW bus herself and now wants to travel the continent alone for as long as the money lasts. Respect!

Total journey: 5,949 km, of which NFL: 1,431 km

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